„Wenn ich nicht das Evangelium verkünde …“ Über die Weitergabe der Frohbotschaft (zu 1Kor 9,16–19) Ich werde nie vergessen, wie ich vor einigen Jahren einmal hier in Ingolstadt bei einem Gottesdienst mit Erzbischof Simon Ntamwana aus Gitega in Burundi in Afrika war. Erzbischof Ntamwana sprach in seiner Predigt über den Text aus dem ersten Korintherbrief, den wir eben gehört haben. Und ganz eindringlich hat er diesen Satz immer wieder wiederholt „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ Burundi ist seit vielen Jahren ein Pulverfass. Jahrelang wütete hier ein Bürgerkrieg, und in dieser Zeit zeigte sich gerade die katholische Kirche als eine Partei des Friedens, weswegen sie auch Blutzeugen zu beklagen hatte. Die prominentesten Opfer darunter sind der damalige Erzbischof von Gitega, Joachim Ruhuna, der am 9. September 1996 von Hutu-Guerillas erschossen wurde. Er hatte zuvor 4.000 Flüchtlinge auf dem Gelände seines Bischofssitzes aufgenommen. Am 29. Dezember 2003 töteten Rebellen auch den Apostolischen Nuntius Michael Courtney. Die Kirche im Einsatz der Versöhnung – und dies auch, wenn es den Kopf kosten sollte. Bischof Simon hat den Ernst der Lage immer vor Augen gehabt. Und trotzdem sagt er: „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündige.“ Diese Botschaft ist also so wichtig, dass keiner, der von Christus ergriffen ist, sich ihrer Verkündigung entziehen kann. Für den Bischof von Burundi ging es wirklich um ein Entweder – oder: Entweder schweigen oder den Kopf riskieren. Aber er wusste: Nur wenn ich den Kopf riskiere, kann ich etwas verändern. Den Kopf riskieren, um etwas zu verändern. Hierzulande und heutzutage stehen wir nicht vor dieser Frage. Wer den Glauben verkündet, der braucht nicht damit zu rechnen, umgebracht zu werden. Natürlich erleben auch wir immer wieder, dass wir belächelt werden, manchmal auch beschimpft – obwohl wir eine wirklich frohe Botschaft zu vermitteln haben. Das werden wir wohl auch nie verhindern können. Aber ich glaube, es gibt schon eine Möglichkeit, besser zu Gehör gebracht werden. Paulus denkt in seinem Text über den Lohn nach. Die Frage von Verkündigung und Bezahlung ist sicher ein heikles Thema, und Paulus denkt hier ganz radikal: Ich habe die Botschaft empfangen, also muss ich unentgeltlich verkündigen. Und dieses Wort des Paulus passt auch zu unserem Tagesheiligen, der – wie wir hörten – mit den Armen in größter Armut lebte. Jesus selbst hat seinen Jüngern diesbezüglich zweierlei ans Herz gelegt: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben“, sagt er auf der einen Seite. Und auch der anderen Seite erklärt er auch: „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ Das bedeutet meines Erachtens konkret: Kein Mitarbeiter im Weinberg des Herrn soll für einen Hungerlohn arbeiten, aber es ist ebenso fragwürdig, wenn der Preis für die Seelsorge Managergehälter sind. Laufe ich in diesem letzteren Fall dann nicht Gefahr, Seelsorge nicht um Gottes und der Menschen, sondern um des Geldes willen zu betreiben? Laufe ich nicht Gefahr, dass mein Gott nicht der lebendige Erlöser ist, den ich verkünde, sondern der schnöde Mammon? Müsste die Aufforderung des heiligen Paulus für hierzulande und heute nicht heißen: „Weh mir, wenn ich das Evangelium verkünde, nur um Karriere und Geld zu machen?“ Ehrlich gesagt: Ich wünsche mir eine Kirche, in der die hauptamtlichen Verkündiger bescheiden leben und in der die Ehrenamtlichen oder nur gering bezahlte Mitarbeiter, die mehr oder minder für einen Gotteslohn Zeugnis geben, wirklich einen Ehrenplatz haben – denn sie sind das eigentliche Fundament der Kirche. Gerade auch unsere Ordensleute, die das Gelübde der Armut getan haben, setzen hier ein starkes Zeichen, gerade auch, weil viele dadurch deutlich machen, dass sie in Christus einen Schatz gefunden haben, der größer ist als alles Geld und aller Ruhm des Welt. Das ehrliche Zeugnis, das zeigt, dass es bei der Verkündigung wirklich um Gott und seine Frohe Botschaft geht, die uns auch selber froh macht – wird zwar nicht alle Kritiker am Glauben verstummen lassen, aber vielleicht doch einige allmählich. Aber dieses Zeugnis des Lebens macht auch uns als Verkündiger frei für Christus – weil wir uns vom schnöden Mammon befreien. Und darum lohnt sich dieser Weg. Urheber: Diakon Raymund Fobes
„Wenn ich nicht das Evangelium verkünde …“ Über die Weitergabe der Frohbotschaft (zu 1Kor 9,16–19) Ich werde nie vergessen, wie ich vor einigen Jahren einmal hier in Ingolstadt bei einem Gottesdienst mit Erzbischof Simon Ntamwana aus Gitega in Burundi in Afrika war. Erzbischof Ntamwana sprach in seiner Predigt über den Text aus dem ersten Korintherbrief, den wir eben gehört haben. Und ganz eindringlich hat er diesen Satz immer wieder wiederholt „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ Burundi ist seit vielen Jahren ein Pulverfass. Jahrelang wütete hier ein Bürgerkrieg, und in dieser Zeit zeigte sich gerade die katholische Kirche als eine Partei des Friedens, weswegen sie auch Blutzeugen zu beklagen hatte. Die prominentesten Opfer darunter sind der damalige Erzbischof von Gitega, Joachim Ruhuna, der am 9. September 1996 von Hutu-Guerillas erschossen wurde. Er hatte zuvor 4.000 Flüchtlinge auf dem Gelände seines Bischofssitzes aufgenommen. Am 29. Dezember 2003 töteten Rebellen auch den Apostolischen Nuntius Michael Courtney. Die Kirche im Einsatz der Versöhnung – und dies auch, wenn es den Kopf kosten sollte. Bischof Simon hat den Ernst der Lage immer vor Augen gehabt. Und trotzdem sagt er: „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündige.“ Diese Botschaft ist also so wichtig, dass keiner, der von Christus ergriffen ist, sich ihrer Verkündigung entziehen kann. Für den Bischof von Burundi ging es wirklich um ein Entweder – oder: Entweder schweigen oder den Kopf riskieren. Aber er wusste: Nur wenn ich den Kopf riskiere, kann ich etwas verändern. Den Kopf riskieren, um etwas zu verändern. Hierzulande und heutzutage stehen wir nicht vor dieser Frage. Wer den Glauben verkündet, der braucht nicht damit zu rechnen, umgebracht zu werden. Natürlich erleben auch wir immer wieder, dass wir belächelt werden, manchmal auch beschimpft – obwohl wir eine wirklich frohe Botschaft zu vermitteln haben. Das werden wir wohl auch nie verhindern können. Aber ich glaube, es gibt schon eine Möglichkeit, besser zu Gehör gebracht werden. Paulus denkt in seinem Text über den Lohn nach. Die Frage von Verkündigung und Bezahlung ist sicher ein heikles Thema, und Paulus denkt hier ganz radikal: Ich habe die Botschaft empfangen, also muss ich unentgeltlich verkündigen. Und dieses Wort des Paulus passt auch zu unserem Tagesheiligen, der – wie wir hörten – mit den Armen in größter Armut lebte. Jesus selbst hat seinen Jüngern diesbezüglich zweierlei ans Herz gelegt: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben“, sagt er auf der einen Seite. Und auch der anderen Seite erklärt er auch: „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ Das bedeutet meines Erachtens konkret: Kein Mitarbeiter im Weinberg des Herrn soll für einen Hungerlohn arbeiten, aber es ist ebenso fragwürdig, wenn der Preis für die Seelsorge Managergehälter sind. Laufe ich in diesem letzteren Fall dann nicht Gefahr, Seelsorge nicht um Gottes und der Menschen, sondern um des Geldes willen zu betreiben? Laufe ich nicht Gefahr, dass mein Gott nicht der lebendige Erlöser ist, den ich verkünde, sondern der schnöde Mammon? Müsste die Aufforderung des heiligen Paulus für hierzulande und heute nicht heißen: „Weh mir, wenn ich das Evangelium verkünde, nur um Karriere und Geld zu machen?“ Ehrlich gesagt: Ich wünsche mir eine Kirche, in der die hauptamtlichen Verkündiger bescheiden leben und in der die Ehrenamtlichen oder nur gering bezahlte Mitarbeiter, die mehr oder minder für einen Gotteslohn Zeugnis geben, wirklich einen Ehrenplatz haben – denn sie sind das eigentliche Fundament der Kirche. Gerade auch unsere Ordensleute, die das Gelübde der Armut getan haben, setzen hier ein starkes Zeichen, gerade auch, weil viele dadurch deutlich machen, dass sie in Christus einen Schatz gefunden haben, der größer ist als alles Geld und aller Ruhm des Welt. Das ehrliche Zeugnis, das zeigt, dass es bei der Verkündigung wirklich um Gott und seine Frohe Botschaft geht, die uns auch selber froh macht – wird zwar nicht alle Kritiker am Glauben verstummen lassen, aber vielleicht doch einige allmählich. Aber dieses Zeugnis des Lebens macht auch uns als Verkündiger frei für Christus – weil wir uns vom schnöden Mammon befreien. Und darum lohnt sich dieser Weg. Urheber: Diakon Raymund Fobes